Wie junge Wiesen ....
Das Gedicht das Rainer Maria Rilke angeblich am 30.07.1913 schrieb.
Ein kleiner Rück und Einblick in das Leben des Dichters Rainer Maria Rilke.
Zeitleiste:
26. JULI: Rilke dankt
Hedwig Bernhard für eine Sendung Photographien :
"die kleinen Bilder, die Du nahmst von mir scheinen zum Theil vortrefflich;
Dr. Kippenberg war hingerissen ... " [
Kippenberg's ]
Rilke schreibt für sie **
Franz Werfels Gedicht ,Vater und Sohn "aus" "Wir sind" ab.
[Franz Werfel zur Seite 25 wechseln ab hier findet man die Gedichte :
Wir sind. ]
27. JULI: " .... durch Berlin reisend, sah ich Sonntag den neugefundenen "Amenophis-Kopf" :
[ siehe
Deutsche Digitale Bibliothek und
Bildindex ] ein Wunder."
So am 1.8.13 an Lou Andreas Salome, und an die
Fürstin:
" .... schrieb ich Ihnen, wie ich, durchreisend in Berlin, den dortigen Amenophis IV. sah ?"
Von diesem und Werfels Gedichten sagt Rillke: das sind die beiden Centren meiner etwas wehmüthig langgezonen geistigen Ellypse."
vom 28. JULI BIS 16. AUGUST ist Rilke in
Heiligendamm an der Ostsee,
wo er Nostitzens trifft. [
Helene von Nostitz und ihr Eehemann Alfred von Nostitz |
Nostitz Adelsgeschlecht ]
Rilke spricht von seinem -heftigen Bedürfnis nach Seewind- der Fürstin gegenüber.
Über sein Zusammensein mit Lou Andreas Salome schreibt er ihr:
"Ich weiß .... niemanden, der so das Leben auf seiner Seite hätte, im Sanftesten wie im Furchtbarsten die eine Kraft erkennend, die sich verstellt, die aber immer, selbst wo sie tötet noch, gebend sein will .... "
Schließlich fragt Rilke, wo er eine Planchette bekommen könne:
"Mich drängts zur Unbekannten." Diese Unbekannte hatte in den Seancen in Duino gesprochen und ihn nach Toledo gewiesen. [ Rilke - die Fürstin Marie von Thurn und Taxis,
bei Zeit.de und ein Buch
über beide hier]
1.AUGUST: An Lou Andreas Salome
"Nostitz'ens hab ich noch hier vogefunden, auch, worauf ich nicht rechnete, die Mutter von
Frau von Nostitz, eine Tochter des einstigen Pariser Botschafters Fürsten Münster, die durch ihre schöne Stimme bekannt war und auch jetzt noch, als alte Dame, kaum etwas davon eingebüßt hat
.... sie singt mir fast jeden Nachmittag Beethoven und alte Italiener."
Rilke verspricht: "Sowie Nostriz'ens fort sind, mach ich die Abschriften für Dich", der ersten Elegien.
Rilke rühmt Heiligendamm: "sympathisch durch seinen Wald am Meer".
Man unternimmt eine gemeinsame Wagenfahrt nach Rostock, Stadt und Dom werden besichtigt.
Am 6. 8. reisen die Freunde ab.
In der ERSTEN AUGUSTHÄLFTE entsteht in Heiligendamm das Gedicht
"Hinter den schuldlosen Bäumen .... ", das ungedruckt bleibt.
7. AUGUST: Von einer Sendung an Lou Andreas Salome ist nur der Umschlag erhalten,
in dem Rilke ihr vermutlich Abschriften auch der ersten "Elegien" schickt.
8. AUGUST: " .... den Rest der Zeit bin ich am Meer, zwischendurch lese ich höchstens noch Tolstoi,
den Briefwechsel mit seiner Cousine, der Gräfin Alexandrine, von dem ich dir gesprochen habe.
Du mußt auch eines Tages diese Briefe lesen, die reinen Kräfte seines ununterdrückbar schöpferischen Fühlens wehen in diesen Blättern, als könnte man sie athmen .... "
(an *Hedwig Bernhard). Der Band ist soeben bei Georg Müller in München erschienen.
An Katharina Kippenberg: "Was mich sonst am meisten, fast täglich, beschäftigt, ist, seit den Leipziger Tagen, jener junge ich kann nicht weniger sagen: große Dichter, **Franz Werfel
[siehe untern** und
Wikipedia zu Franz Werfel ] den ich mir dort entdeckte und der mich immer tiefer ergreift .... "
Rilke hat das Buch, das bei Kurt Wolff erscheint, auf einem Tisch im Insel-Verlag gefunden.
10. AUGUST: Die Fürstin wird sich für Rilke in England um eine
Planchette bemühen.
11. AUGUST: Rilke schreibt an
Fürstin Mechtilde Lichnowsk deren Buch
"Götter, Könige und Tiere in Ägypten" 1912. '"
das im Kurt Wolff Verlag erschienen ist, von seiner Begegnung mit Steindorff: "
.... dann kam aus einem unscheinbaren Packet plötzlich der Gipsabguß des Berliner Amenophis gar
nicht erst zum Vorschein, sondern sofort zur Erscheinung Fürstin, zwei Tage später stand ich im Museum in Berlin vor dem Urding, und dies, vor allem ists, was ich Ihnen zu berichten habe,
herschreibend, (so ists am Unmittelbarsten) was ich dort, schauend, in mein Taschenbuch schrieb.
Vielleicht kann Ihnen das herrliche Wesen vorübergehend heraufrufen:
Wie junge Wiesen, blumig, einen Abhang .... "
Der Gedichtentwurf (hier als Prosa geschrieben), mündet in den
Text: "Und, wie die Eichel in ihrem Becher .... " Mein Post "
Wie junge Wiesen"
[ ] In eckigen Klammern Anmerkungen G.
* 1913 begegnete er während seiner Kur in
Bad Rippoldsau der Schauspielerin Hedwig Bernhard, mit der er einen Ausflug nach
Freudenstadt unternahm. Gemeinsam teilten sie sich die Lektüre von Werken Goethes, Tolstois, Kellers, Meyers, Hebbels und Selma Lagerlöfs. [
http://kar.kent.ac.uk/30293/ ]
** Werfel, Franz: Wir sind - Erscheinungsjahr: 1913
Veröffentlicht: Österreich; Verfasser: Werfel , Franz
Deutscher Titel: Wir sind; Genre: Neue Gedichte
Der Prager Lyriker, Dramatiker und Erzähler Franz Werfel (* 1890, † 1945) veröffentlicht im Verlag
Kurt Wolff in Leipzig seinen zweiten Gedichtband unter dem Titel »Wir sind«.
Werfel setzt sich in seinem Werk aus einer tiefreligiösen Grundhaltung für ein von gegenseitigem Verstehen getragenes Miteinander der Menschen ein. In »Wir sind« gibt er noch einmal dem Glücksgefühl über das Geschenk der menschlichen Existenz Ausdruck, das schon seinen ersten Gedichtband »Der Weltfreund« (1911) beherrschte, doch zeigen sich hier schon die expressive Auflösung der Form und die Konfliktstoffe, die Franz Werfels späteres Schaffen auszeichnen.
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