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Channel: RAINER MARIA RILKE . 1875-1926
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NENNT IHR DAS SEELE

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Rainer Maria Rilke




"Nennt ihr das Seele"

***


***


Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt

Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt
in euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen,
um Beifall bettelt und um Würde wirbt,
und endlich arm ein armes Sterben stirbt
im Weihrauchabend gotischer Kapellen, -
nennt ihr das Seele?

Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,
in der die Welten weite Wege reisen,
mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit
in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit
und will hinauf und will mit ihnen kreisen ...
Und das ist Seele.

Rainer Maria Rilke



Aus Gaben an verschiedene Freunde.



Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015
Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel. Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.



YouTube Video
Rezitation: Fritz Stavenhagen
mehr deutsche Lyrik zum hören: http://www.deutschelyrik.de/
oder bei Facebook: 
http://www.facebook.com/DeutscheLyrik


 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

LIEBES-LIED

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Rainer Maria Rilke





Liebes-Lied

Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke

 März 1907, Capri




Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.




Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel.

Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.





 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

DEINER SEELE SING ICH ....

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Rainer Maria Rilke





Die Seele Attalos.
Sir Edward Coley Burne-Jones 1833-1898, Birmingham, England.

Deine Seele sing ich

Deine Seele sing ich, die an mir erstandene.
Da ich vorüberging stand sie im Zwischenraum
rufend nicht, winkend nicht, nur wie abhandene
Dinge, erblinkend kaum.
Bin ich ein Engel denn, dass ich sie gleich ergriff?
Brenn ich so hell in dem Seitenschiff
meiner Einsamkeit?
Sieh, ich erkannte sie
nahte mich, wandte sie
meinem Gesichte zu.
Seele, unscheinbare
oh, wie du staunend warst,
die du mir offenbarst
das Unausweinbare.
Sprich in der Nacht zu mir -
nicht mit der Rede sprich
(Worte die wissen wir),
aber wir wollen dich
geben an Seiendes
und durch Entzweiendes
mit dir hinübergehn
in ein befreiendes
weilendes Weltgeschehn.
Seele, oh dass ich dich
sänge, du steigende.
Dass ich ein Schweigen um deine schweigende
Mitte erhübe,
dass meine Trübe
zerrisse und Fänge von Licht
dich griffen: oh wisse
das Gleichgewicht, rührende Seele.


Rainer Maria Rilke

Anfang Juli 1911, Paris,
Auf Marthe Henneberg Anfang Juli 1911. 
Gleichzeitig entsteht noch das Gedicht Mondnacht. Weg in den Garten.
Marthe Henneberg war von 1911 bis 1920 durch einen Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke hervorgetreten.
Gedichte 1906 bis 1926.

Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.

Marthe Henneberg,
*16.2.1894, französische Arbeiterin, seit 1911 Schützling von Rainer Maria Rilke,
Heiratete Jean  Lurçat, 1925 geschieden, lebte sie später wieder verheiratet als
Madame Baillou in Paris. 

Später war sie mit dem südafrikanischen Maler Jan Gerard Seketo zusammen, 
der 1947 nach Paris emigrierte, Paris sah er  als „Mekka der Kunst“. 
Anfangs musste er als Pianist und Sänger in Nachtclubs sein Auskommen sichern; unter anderem spielte er Jazz und sang Spirituals. 1948 fand das in der Tate Gallery ausgestellte Bild Sixpence a Door die Bewunderung von Elizabeth Bowes-Lyon, der Mutter der späteren Königin Elizabeth II.

1949 musste Sekoto wegen Halluzinationen einige Zeit in einer Klinik verbringen.
Dort schuf er Porträts von Mitpatienten, die deren seelische Krankheiten widerspiegeln.

Nach seiner Entlassung begann er eine Beziehung mit Marthe Baillon, die bis zu ihrem Tod im Jahre 1976 andauerte. Baillon war 19 Jahre älter und unter ihrem Mädchennamen Henneberg bekannt.

Seelenbilder von Jan Gerard Seketo:

1. Link

2. Link



Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel.

Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

DA NEIGT SICH DIE STUNDE UND RÜHRT MICH AN ....

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Rainer Maria Rilke




Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 

in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.



Stille

Isaak Ilitsch Lewitan 1861-1900, 
Kibarty heute Kibartaj Litauen


Da neigt sich die Stunde und rührt mich an

Da neigt sich die Stunde und rührt mich an
mit klarem, metallenem Schlag:
mir zittern die Sinne. Ich fühle: ich kann -
und ich fasse den plastischen Tag.

Nichts war noch vollendet, eh ich es erschaut,
ein jedes Werden stand still.
Meine Blicke sind reif, und wie eine Braut
kommt jedem das Ding, das er will.

Nichts ist mir zu klein, und ich lieb es trotzdem
und mal es auf Goldgrund und groß
und halte es hoch, und ich weiß nicht wem
löst es die Seele los...


Rainer Maria Rilke



20.9.1899, 
Berlin-Schmargendorf



Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel.


Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.




 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

ICH BIN DU ÄNGSTLICHER ....

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Rainer Maria Rilke





Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.



Ich bin, du Ängstlicher

Ich bin, du Ängstlicher. Hörst du mich nicht 
mit allen meinen Sinnen an dir branden? 
Meine Gefühle, welche Flügel fanden, 
umkreisen weiß dein Angesicht. 
Siehst du nicht meine Seele, wie sie dicht 
vor dir in einem Kleid aus Stille steht? 
Reift nicht mein mailiches Gebet 
an deinem Blicke wie an einem Baum? 

Wenn du der Träumer bist, bin ich dein Traum. 
Doch wenn du wachen willst, bin ich dein Wille 
und werde mächtig aller Herrlichkeit 
und ründe mich wie eine Sternenstille 
über der wunderlichen Stadt der Zeit. 


Rainer Maria Rilke



24.9.1899, Berlin-Schmargendorf


Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel. 

Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

MUSIK

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Rainer Maria Rilke







Carl Spitzweg, Serenade


Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.




Musik

Was spielst du, Knabe? Durch die Garten gings
wie viele Schritte, flüsternde Befehle.
Was spielst du, Knabe? Siehe deine Seele
verfing sich in den Stäben der Syrinx.

Was lockst du sie? Der Klang ist wie ein Kerker,
darin sie sich versäumt und sich versehnt;
stark ist dein Leben, doch dein Lied ist stärker,
an deine Sehnsucht schluchzend angelehnt. -

Gieb ihr ein Schweigen, dass die Seele leise
heimkehre in das Flutende und Viele,
darin sie lebte, wachsend, weit und weise,
eh du sie zwangst in deine zarten Spiele.

Wie sie schon matter mit den Flügeln schlägt:
so wirst du, Träumer, ihren Flug vergeuden,
dass ihre Schwinge, vom Gesang zersägt,
sie nicht mehr über meine Mauern trägt,
wenn ich sie rufen werde zu den Freuden.



Rainer Maria Rilke


24.7.1899, Berlin-Schmargendorf



Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel.

Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

O WO IST ER, DER AUS BESITZ UND ZEIT

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Rainer Maria Rilke





Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: Seele.




O wo ist der, der aus Besitz und Zeit

O wo ist der, der aus Besitz und Zeit
zu seiner großen Armut so erstarkte,
dass er die Kleider abtat auf dem Markte
und bar einherging vor des Bischofs Kleid.
Der Innigste und Liebendste von allen,
der kam und lebte wie ein junges Jahr;
der braune Bruder deiner Nachtigallen,
in dem ein Wundern und ein Wohlgefallen
und ein Entzücken an der Erde war.

Denn er war keiner von den immer Müdern,
die freudeloser werden nach und nach,
mit kleinen Blumen wie mit kleinen Brüdern
ging er den Wiesenrand entlang und sprach.
Und sprach von sich und wie er sich verwende
so dass es allem eine Freude sei;
und seines hellen Herzens war kein Ende,
und kein Geringes ging daran vorbei.

Er kam aus Licht zu immer tieferm Lichte,
und seine Zelle stand in Heiterkeit.
Das Lächeln wuchs auf seinem Angesichte
und hatte seine Kindheit und Geschichte
und wurde reif wie eine Mädchenzeit.

Und wenn er sang, so kehrte selbst das Gestern
und das Vergessene zurück und kam;
und eine Stille wurde in den Nestern,
und nur die Herzen schrieen in den Schwestern,
die er berührte wie ein Bräutigam.

Dann aber lösten seines Liedes Pollen
sich leise los aus seinem roten Mund
und trieben träumend zu den Liebevollen
und fielen in die offenen Corollen
und sanken langsam auf den Blütengrund.

Und sie empfingen ihn, den Makellosen,
in ihrem Leib, der ihre Seele war.
Und ihre Augen schlossen sich wie Rosen,
und voller Liebesnächte war ihr Haar.

Und ihn empfing das Große und Geringe.
Zu vielen Tieren kamen Cherubim
zu sagen, dass ihr Weibchen Früchte bringe, -
und waren wunderschöne Schmetterlinge:
denn ihn erkannten alle Dinge
und hatten Fruchtbarkeit aus ihm.

Und als er starb, so leicht wie ohne Namen,
da war er ausgeteilt: sein Samen rann
in Bächen, in den Bäumen sang sein Samen
und sah ihn ruhig aus den Blumen an.
Er lag und sang. Und als die Schwestern kamen,
da weinten sie um ihren lieben Mann.


Rainer Maria Rilke

19. und 20.4.1903, Viareggio.



Zitat der Woche 4. Mai bis 10.Mai 2015

Der Flügelschlag eines hohen Vogels und das Schwanken der Wipfel.

Diese beiden Gebärden sollen deine Seele lehren, sich zu bewegen.

Rainer Maria Rilke


Zur Seele.
Information ((Versuch)), Begriffserklärung, Duden.




"Und dann ist alles wieder still…
Und weißt du, was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,

an deiner Seele landen."



"Die Gedichte Rainer Maria Rilkes 
verströmen bis heute Seelentrost, Hoffnung und Faszination. 
Sie erwecken den Zauber der sich an Orten und Dingen verbirgt 
und machen es sichtbar."



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

SEELE ....

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Rainer Maria Rilke







Meine Seele sei weit, 
sei weit, daß dir das Leben gelinge!



Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), 
eigentlich 
René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke,
gebürtiger Österreicher, geboren in Prag, damals K. u. K. Monarchie Österreich Ungarn,
Lyriker, Erzähler, Übersetzer.

Der österreichische Schriftsteller zählt zu den bedeutendsten Lyrikern des 20. Jahrhunderts,

Das Werk "Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (1906) wurde bereits während des Ersten Weltkrieges ein Bestseller. 

Seine symbolhaften Metaphern weisen ihn als einen der einflussreichsten modernen Dichter aus. Vor der Erkenntnis aufgelöster Werte, einer zerfallenden, durch den Krieg zerstörten Welt ohne Identität, gestaltete Rainer Maria Rilke in den "Neuen Gedichten" (1907/08) eine poetisch-lyrische Ordnung, in der Reales zum "Kunstding" avancierte.

Daneben verfasste Rilke Erzählungen, einen Roman und Aufsätze zu Kunst und Kultur sowie zahlreiche Übersetzungen von Literatur und Lyrik, unter anderem aus der französischen Sprache.
Sein umfangreicher Briefwechsel bildet einen wichtigen Bestandteil seines literarischen Schaffens....


Zu heutigen Tag (Muttertag)
passt dieser Artikel vom 11.12. 09 aus  "Die WELT" - Feuilleton, Literarische Welt, 
Kultur - BRIEFWECHSEL:

Rainer Maria Rilke war ein guter Sohn.


 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

DU MEINST DIE DEMUT

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Rainer Maria Rilke




Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 

in Verbindung mit dem Wort und Begriff: NATUR



HANS AM ENDE, Worpsweder Maler, 
Weites Land.

Du meinst die Demut

Du meinst die Demut. Angesichter 
gesenkt in stillem Dichverstehn. 
So gehen abends junge Dichter 
in den entlegenen Alleen. 
So stehn die Bauern um die Leiche, 
wenn sich ein Kind im Tod verlor, - 
und was geschieht, ist doch das Gleiche: 
es geht ein Übergroßes vor. 

Wer dich zum ersten Mal gewahrt, 
den stört der Nachbar und die Uhr, 
der geht, gebeugt zu deiner Spur, 
und wie beladen und bejahrt. 
Erst später naht er der Natur 
und fühlt die Winde und die Fernen, 
hört dich, geflüstert von der Flur, 
sieht dich, gesungen von den Sternen, 
und kann dich nirgends mehr verlernen, 
und alles ist dein Mantel nur. 

Ihm bist du neu und nah und gut 
und wunderschön wie eine Reise, 
die er in stillen Schiffen leise 
auf einem großen Flusse tut. 
Das Land ist weit, in Winden, eben, 
sehr großen Himmeln preisgegeben 
und alten Wäldern untertan. 
Die kleinen Dörfer, die sich nahn, 
vergehen wieder wie Geläute 
und wie ein Gestern und ein Heute 
und so wie alles, was wir sahn. 
Aber an dieses Stromes Lauf 
stehn immer wieder Städte auf 
und kommen wie auf Flügelschlägen 
der feierlichen Fahrt entgegen. 

Und manchmal lenkt das Schiff zu Stellen, 
die einsam, sonder Dorf und Stadt, 
auf etwas warten an den Wellen, - 
auf den, der keine Heimat hat... 
Für solche stehn dort kleine Wagen 
(ein jeder mit drei Pferden vor), 
die atemlos nach Abend jagen 
auf einem Weg, der sich verlor. 


Rainer Maria Rilke


19.9.1901, Westerwede



Zitat der Woche:
11.5. bis 17.5. 2015

NATUR.
Mit einer fast somnambulen (schlafwandlerischen)Sicherheit greift die Natur nach dem
was sie braucht und sie findet es immer unter hundert Dingen heraus.
Vor der Natur gibt es kein Urteil; sie hat immer recht.



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

NATUR

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Rainer Maria Rilke





Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 

in Verbindung mit dem Wort und Begriff: NATUR.



JAN TOOROP, Kastanienbaum



Und du erbst das Grün

Und du erbst das Grün 
vergangner Gärten und das stille Blau 
zerfallner Himmel. 
Tau aus tausend Tagen, 
die vielen Sommer, die die Sonnen sagen, 
und lauter Frühlinge mit Glanz und Klagen 
wie viele Briefe einer jungen Frau. 
Du erbst die Herbste, die wie Prunkgewänder 
in der Erinnerung von Dichtern liegen, 
und alle Winter, wie verwaiste Länder, 
scheinen sich leise an dich anzuschmiegen. 
Du erbst Venedig und Kasan und Rom, 
Florenz wird dein sein, der Pisaner Dom, 
die Troïtzka Lawra und das Monastir, 
das unter Kiews Gärten ein Gewirr 
von Gängen bildet, dunkel und verschlungen, - 
Moskau mit Glocken wie Erinnerungen, - 
und Klang wird dein sein Geigen, Hörner, Zungen, 
und jedes Lied, das tief genug erklungen, 
wird an dir glänzen wie ein Edelstein. 

Für dich nur schließen sich die Dichter ein 
und sammeln Bilder, rauschende und reiche, 
und gehn hinaus und reifen durch Vergleiche 
und sind ihr ganzes Leben so allein... 
Und Maler malen ihre Bilder nur, 
damit du unvergänglich die Natur, 
die du vergänglich schufst, zurückempfängst: 
alles wird ewig. Sieh, das Weib ist längst 
in der Madonna Lisa reif wie Wein; 
es müsste nie ein Weib mehr sein, 
denn Neues bringt kein neues Weib hinzu. 
Die, welche bilden, sind wie du. 
Sie wollen Ewigkeit. Sie sagen: Stein, 
sei ewig. Und das heißt: sei dein! 

Und auch, die lieben, sammeln für dich ein: 
Sie sind die Dichter einer kurzen Stunde, 
sie küssen einem ausdruckslosen Munde 
ein Lächeln auf, als formten sie ihn schöner, 
und bringen Lust und sind die Angewöhner 
zu Schmerzen, welche erst erwachsen machen. 
Sie bringen Leiden mit in ihrem Lachen, 
Sehnsüchte, welche schlafen, und erwachen, 
um aufzuweinen in der fremden Brust. 
Sie häufen Rätselhaftes an und sterben, 
wie Tiere sterben, ohne zu begreifen, - 
aber sie werden vielleicht Enkel haben, 
in denen ihre grünen Leben reifen; 
durch diese wirst du jene Liebe erben, 
die sie sich blind und wie im Schlafe gaben. 

So fließt der Dinge Überfluss dir zu. 
Und wie die obern Becken von Fontänen 
beständig überströmen, wie von Strähnen 
gelösten Haares, in die tiefste Schale, - 
so fällt die Fülle dir in deine Tale, 
wenn Dinge und Gedanken übergehn. 


Rainer Maria Rilke 
18.9.1901, Westerwede


Das XXVIII. Sonett

O komm und geh. Du, fast noch Kind, ergänze 
für einen Augenblick die Tanzfigur 
zum reinen Sternbild einer jener Tänze, 
darin wir die dumpf ordnende Natur 

vergänglich übertreffen. Denn sie regte 
sich völlig hörend nur, da Orpheus sang. 
Du warst noch die von damals her Bewegte 
und leicht befremdet, wenn ein Baum sich lang 

besann, mit dir nach dem Gehör zu gehn. 
Du wusstest noch die Stelle, wo die Leier 
sich tönend hob -; die unerhörte Mitte. 

Für sie versuchtest du die schönen Schritte 
und hofftest, einmal zu der heilen Feier 
des Freundes Gang und Antlitz hinzudrehn. 


Rainer Maria Rilke

zwischen dem 19. und 23.2.1922, Chateau de Muzot





Zitat der Woche:
11.5. bis 17.5. 2015
NATUR
Mit einer fast somnambulen (schlafwandlerischen)Sicherheit greift die Natur nach dem
was sie 
braucht und sie findet es immer unter hundert Dingen heraus.






 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

NATUR

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Rainer Maria Rilke





Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 

in Verbindung mit dem Wort und Begriff: NATUR

Weiß die Natur noch den Ruck,
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriß vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.

Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.

Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.



Rainer Maria Rilke

Für Frau HeleneBurckhardt Schatzmann
auf ein Stammblatt mit der Unterschrift 

R.M.R Dankbarens Gedenken um Weihnachten 1923.

Helene Burckhardt Schatzmann, 1872-1949
war die Witwe von Professor Carl Burckhardt in Basel.




Zitat der Woche:
11.5. bis 17.5. 2015
NATUR
Mit einer fast somnambulen (schlafwandlerischen)Sicherheit greift die Natur nach dem. was sie

braucht und sie findet es immer unter hundert Dingen heraus.




 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Natur : Frühling ....

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Rainer Maria Rilke










Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: NATUR


Frühling

Dich nur begehr ich. Muss nicht die Spalte im Pflaster,
wenn sie, armselig, Grasdrang verspürt: muss sie den ganzen
Frühling nicht wollen? Siehe, den Frühling der Erde.
Braucht nicht der Mond, damit sich sein Abbild im Dorfteich
fände, des fremden Gestirns große Erscheinung? Wie kann
das Geringste geschehn, wenn nicht die Fülle der Zukunft,
alle vollzählige Zeit, sich uns entgegenbewegt?

Frühling ist wiedergekommen. Die Erde 
ist wie ein Kind, das Gedichte weiß; 
viele, o viele.... Für die Beschwerde 
langen Lernens bekommt sie den Preis. 

Der Frühling aber kann noch höher bauen;
sie lächelt licht wie eine weiße Braut
und kann schon nicht mehr ihre Hütten schauen
und schaut nur ihn und läutet nicht mehr laut. . . .

Rainer Maria Rilke

Aus den Werken:
Perlen entrollen
Rainer Maria Rilke, Entwurf Juli 1912, Venedig, vollendet Ende 1912, Spanien

Das XXI. Sonett
Rainer Maria Rilke, 9.2.1922, Chateau de Muzot

Zur kleinen Kirche musst du aufwärts steigen

Rainer Maria Rilke, 14.12.1897, Berlin-Wilmersdorf


Zitat der Woche:
11.5. bis 17.5. 2015
NATUR

Mit einer fast somnambulen (schlafwandlerischen)Sicherheit greift die Natur nach dem. was sie braucht und sie findet es immer unter hundert Dingen heraus.



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Natur : DIE SIEBENTE ELEGIE

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Thema : Texte - Gedichte von Rainer Maria Rilke 
in Verbindung mit dem Wort und Begriff: NATUR


Die siebente Elegie

Werbung nicht mehr, nicht Werbung, entwachsene Stimme, 
sei deines Schreies Natur; zwar schrieest du rein wie der Vogel, 
wenn ihn die Jahreszeit aufhebt, die steigende, beinah vergessend, 
dass er ein kümmerndes Tier und nicht nur ein einzelnes Herz sei, 
das sie ins Heitere wirft, in die innigen Himmel. Wie er, so 
würbest du wohl, nicht minder -, dass, noch unsichtbar, 
dich die Freundin erführ, die stille, in der eine Antwort 
langsam erwacht und über dem Hören sich anwärmt, - 
deinem erkühnten Gefühl die erglühte Gefühlin. 


O und der Frühling begriffe -, da ist keine Stelle, 
die nicht trüge den Ton der Verkündigung. Erst jenen kleinen 
fragenden Auflaut, den, mit steigernder Stille, 
weithin umschweigt ein reiner bejahender Tag. 
Dann die Stufen hinan, Ruf-Stufen hinan, zum geträumten 
Tempel der Zukunft -; dann den Triller, Fontäne, 
die zu dem drängenden Strahl schon das Fallen zuvornimmt 
im versprechlichen Spiel.... Und vor sich, den Sommer. 


Nicht nur die Morgen alles des Sommers -, nicht nur 
wie sie sich wandeln in Tag und strahlen vor Anfang. 
Nicht nur die Tage, die zart sind um Blumen, und oben, 
um die gestalteten Bäume, stark und gewaltig. 
Nicht nur die Andacht dieser entfalteten Kräfte, 
nicht nur die Wege, nicht nur die Wiesen im Abend, 
nicht nur, nach spätem Gewitter, das atmende Klarsein, 
nicht nur der nahende Schlaf und ein Ahnen, abends... 
sondern die Nächte! Sondern die hohen, des Sommers, 
Nächte, sondern die Sterne, die Sterne der Erde. 
O einst tot sein und sie wissen unendlich, 
alle die Sterne: denn wie, wie, wie sie vergessen! 


Siehe, da rief ich die Liebende. Aber nicht sie nur 
käme... Es kämen aus schwächlichen Gräbern 
Mädchen und ständen... Denn wie beschränk ich, 
wie, den gerufenen Ruf? Die Versunkenen suchen 
immer noch Erde. - Ihr Kinder, ein hiesig 
einmal ergriffenes Ding gälte für viele. 
Glaubt nicht, Schicksal sei mehr, als das Dichte der Kindheit; 
wie überholtet ihr oft den Geliebten, atmend, 
atmend nach seligem Lauf, auf nichts zu, ins Freie. 


Hiersein ist herrlich. Ihr wusstet es, Mädchen, ihr auch, 
die ihr scheinbar entbehrtet, versankt -, ihr, in den ärgsten 
Gassen der Städte, Schwärende, oder dem Abfall 
Offene. Denn eine Stunde war jeder, vielleicht nicht 
ganz eine Stunde, ein mit den Maßen der Zeit kaum 
Messliches zwischen zwei Weilen -, da sie ein Dasein 
hatte. Alles. Die Adern voll Dasein. 
Nur, wir vergessen so leicht, was der lachende Nachbar 
uns nicht bestätigt oder beneidet. Sichtbar 
wollen wirs heben, wo doch das sichtbarste Glück uns 
erst zu erkennen sich giebt, wenn wir es innen verwandeln. 


Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Unser 
Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer 
schwindet das Außen. Wo einmal ein dauerndes Haus war, 
schlägt sich erdachtes Gebild vor, quer, zu Erdenklichem 
völlig gehörig, als ständ es noch ganz im Gehirne. 
Weite Speicher der Kraft schafft sich der Zeitgeist, gestaltlos 
wie der spannende Drang, den er aus allem gewinnt. 
Tempel kennt er nicht mehr. Diese, des Herzens, Verschwendung 
sparen wir heimlicher ein. Ja, wo noch eins übersteht, 
ein einst gebetetes Ding, ein gedientes, geknietes -, 
hält es sich, so wie es ist, schon ins Unsichtbare hin. 
Viele gewahrens nicht mehr, doch ohne den Vorteil, 
dass sie's nun innerlich baun, mit Pfeilern und Statuen, größer! 


Jede dumpfe Umkehr der Welt hat solche Enterbte, 
denen das Frühere nicht und noch nicht das Nächste gehört. 
Denn auch das Nächste ist weit für die Menschen. Uns soll 
dies nicht verwirren; es stärke in uns die Bewahrung 
der noch erkannten Gestalt. - Dies stand einmal unter Menschen, 
mitten im Schicksal stands, im vernichtenden, mitten 
im Nichtwissen-Wohin stand es, wie seiend, und bog 
Sterne zu sich aus gesicherten Himmeln. Engel, 
dir noch zeig ich es, da! in deinem Anschaun 
steht es gerettet zuletzt, nun endlich aufrecht. 
Säulen, Pylone, der Sphinx, das strebende Stemmen, 
grau aus vergehender Stadt oder aus fremder, des Doms. 


War es nicht Wunder? O staune, Engel, denn wir sinds, 
wir, o du Großer, erzähls, dass wir solches vermochten, mein Atem 
reicht für die Rühmung nicht aus. So haben wir dennoch 
nicht die Räume versäumt, diese gewährenden, diese 
unseren Räume. (Was müssen sie fürchterlich groß sein, 
da sie Jahrtausende nicht unseres Fühlns überfülln.) 
Aber ein Turm war groß, nicht wahr? O Engel, er war es, - 
groß, auch noch neben dir? Chartres war groß -, und Musik 
reichte noch weiter hinan und überstieg uns. Doch selbst nur 
eine Liebende -, oh, allein am nächtlichen Fenster.... 
reichte sie dir nicht ans Knie -? Glaub nicht, dass ich werbe. 
Engel, und würb ich dich auch! Du kommst nicht. Denn mein 
Anruf ist immer voll Hinweg; wider so starke 
Strömung kannst du nicht schreiten. Wie ein gestreckter 
Arm ist mein Rufen. Und seine zum Greifen 
oben offene Hand bleibt vor dir 
offen, wie Abwehr und Warnung, 
Unfasslicher, weitauf. 

Rainer Maria Rilke

7. und 26.2.1922, Muzot.

- Duineser Elegien.

Interpretation Duineser Elegien 1923
Xlibris Autoren Rilke



7. Elegie: 
Diese Elegie kreist um den Ganzheitsgedanken von Mensch und Natur, einmal mehr wird, hier allerdings einschränkend, die Frage nach dem Wesen der Dinge gestellt: „nicht Werbung [...] sei deines Schreies Natur“, wenngleich das männlich-aktive das weiblich rezeptive zu erreichen sucht („deinem erkühnten Gefühl die erglühte Gefühlin.“)

Zugleich mit der Lobpreisung des Lebens („keine Stelle, die nicht trüge den Ton der Verkündigung“) wird dessen Ambivalenz offenbart („Triller, Fontäne, die zu dem drängenden Strahl schon das Fallen zuvornimmt“) und das Leben wandelt sich in ein wunderbares Hiersein („Hiersein ist herrlich.“). Angestrebt wird die Befreiung des Menschen aus seiner Abhängigkeit von Materiellem und Irdischem bis hin zu einer Verschmelzung mit dem Kosmischen. Eine Erfüllung des Lebens wird erst im Tod erreicht, und die materielle Welt wandelt sich in eine geistig-spirituelle, denn „nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen.“

Dieses Innere verschmilzt denn auch mit dem Kosmischen, wo die Engel zu Bewahrer dieser Innerlichkeit werden („Engel, dir noch zeig ich es, da! in deinem Anschaun steh es gerettet zuletzt, nun endlich aufrecht.“)


Und doch: Es bestätigt sich die Aufforderung des Anfangs („nicht Werbung [...] sei deines Schreies Natur“): „Glaub nicht, daß ich werbe. Engel, und würb ich dich auch! Du kommst nicht.“ Ähnlich wie die Engel, sind übrigens auch die Götter der Werbung gänzlich abgeneigt (vg. dazu die Sonette an Orpheus, I 24).


Duineser Elegien


Ludwig Rubelli von Sturmfest, Schloss Duino, Gemälde von 1883

Duino Link-Wikipedia

Zitat der Woche:
11.5. bis 17.5. 2015  NATUR
Mit einer fast somnambulen (schlafwandlerischen)Sicherheit greift die Natur nach dem. was sie braucht und sie findet es immer unter hundert Dingen heraus.




 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke





Gedichte zur Nacht.





Wir, in den ringenden Nächten,
wir fallen von Nähe zu Nähe;
und wo die Liebende taut,
sind wir ein stürzender Stein.

Rainer Maria Rilke

Muzot 
9. Februar 1922





 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke







DIE NACHT

Die Nacht ist wie ein großes Haus.
Und mit der Angst der wunden Hände
reißen sie Türen in die Wände -
dann kommen Gänge ohne Ende,
und nirgends ist ein Tor hinaus.


Rainer Maria Rilke






 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke









Die Welt, die monden ist

Vergiß, vergiß, und laß uns jetzt nur dies
erleben, wie die Sterne durch geklärten
Nachthimmel dringen, wie der Mond die Gärten
voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wie's
spiegelnder wird im Dunkeln; wie ein Schein
entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz
der Dunkelheit. Nun aber laß uns ganz
hinübertreten in die Welt hinein

die monden ist.

Rainer Maria Rilke










 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke







Vincent van Gogh, Sternennacht über der Rhone.


Nachthimmel und Sternenfall

Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
in Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Ausgestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.

Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?

Rainer Maria Rilke



 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke




August Macke
1887 bis 1914


August Macke, Abend

Der Abend ist mein Buch

Der Abend ist mein Buch. Ihm prangen
die Deckel purpurn in Damast;
ich löse seine goldnen Spangen
mit kühlen Händen, ohne Hast.

Und lese seine erste Seite,
beglückt durch den vertrauten Ton, -
und lese leiser seine zweite,

und seine dritte träum ich schon.

Rainer Maria Rilke




 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Russische Maler . Леонид Осипович Пастернак . Leonid Ossipowitsch Pasternak

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Rainer Maria Rilke




- SONNTAGSBLATT -
31. Mai 2015

Леонид Осипович Пастернак 

LEONID OSSIPOWITSCH PASTERNAK


Ein Porträt Leonid Pasternaks gemalt von Lovis Korinth, 1923


Leonid Pasternak, Selbstporträt 1908


Leonid Pasternak, Rainer Maria Rilke


Leonid Pasternak, Rilke in Moskau 1928


Leonid Ossipowitsch Pasternak 
* 3. April 1862 in Odessa; † 31. Mai 1945 in Oxford,
war ein russischer Maler.


Leonid Ossipowitsch Pasternak wurde in der Familie eines jüdischen Gastwirts geboren. Er war das sechste und jüngste Kind in der Familie. Er begann sehr früh zu zeichnen, aber seine Familie entmutigte ihn, da sie fürchteten, dass seine Zeichnung seine Studien behindern würde. Sein erster Förderer war die lokale Straßenreinigung, die anfing die Kunst Pasternaks zu kaufen, als Leonid sieben Jahre alt war.

1881 bis 1885 studierte Leonid an der Moskauer Universität, zuerst Medizin, dann Rechtswissenschaften. Schließlich entschied er, sich der Kunst zu widmen und meldete sich an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München an, wo er 1887 graduierte. Er kam nach Russland zurück, diente die obligatorischen zwei Jahre in der Armee (Artillerieregiment), und im Jahre 1889 begann er eine Karriere als Berufsmaler.

Der Anfang seiner Karriere war sehr erfolgreich. Sein erstes ausgestelltes Bild wurde von Pawel Tretjakow, dem wichtigsten Kunstförderer im Russland jener Zeit, gekauft. Er wurde bald ein populärer Maler, ein Mitglied des so genannten Polenow-Kreises, der Walentin Serow, Isaak Lewitan, Michail Nesterow und Konstantin Korowin mit einschloss. 1889 heiratete er eine herausragende Pianistin der Zeit, Rosalinda Kaufman.

Leonid Pasternak war einer der ersten russischen Maler, der sich Post-Impressionist nannte. Im Russland der 1880er und 1890er Jahre war das noch neu, und erregte Aufmerksamkeit. Leonid war auch ein Mitglied der Peredwischniki und der russischen Künstlervereinigung Mir Iskusstwa. Er war ein Freund von Lew Tolstoi, verbrachte mehrere Monate in Jasnaja Poljana und malte diverse Porträts des großen Schriftstellers, illustrierte auch seine Romane Krieg und Frieden und Auferstehung. Für seine Illustrationen der Romane Tolstois wurde ihm auf der Weltausstellung in Paris (1900) eine Medaille verliehen.

Leonid Pasternak wurde zum Mitglied der Kaiserlichen Kunstakademie gewählt (1905) und unterrichtete auch an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur.


Als sich Pasternak 1921 einer Augenoperation unterziehen musste, wurde diese in Berlin durchgeführt. Er reiste mit seiner Frau und zwei Töchtern dorthin und ließ seine Söhne Boris und Alexander in Russland. Nach der Operation beschloss er, nicht nach Russland zurückzukehren und blieb bis 1938 in Berlin. Von dort floh er vor den Nazis nach Großbritannien. Er verstarb am 31. Mai 1945 in Oxford.


Die Familie Pasternak: 

Erinnerungen, Berichte, Aufsätze

 herausgegeben von Paul J. Mark



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Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte


O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum uns am Angesicht zehrt -, wem bliebe sie nicht, die ersehnte, sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter? Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.

Rainer Maria Rilke

Ich bin zu Hause 

Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen,
dort wo die Alten sich zu Abend setzen,
und Herde glühn und hellen ihren Raum.

Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Abendglocken klar verlangen
und Mädchen, vom Verhallenden befangen,
sich müde stützen auf den Brunnensaum.

Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder zwischen Tag und Traum.



Rainer Maria Rilke


 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926

Gedichte nach Themen : Thema Nacht - Nächte

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Rainer Maria Rilke






Maler . Paul Delvaux . Belgien


Promenade la nuit, Paul Delvaux. Belgien


Dunkelheit

Du Dunkelheit, aus der ich stamme 
ich liebe dich mehr als die Flamme, 
welche die Welt begrenzt, 
indem sie glänzt 
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -
für irgend einen Kreis, 
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. 

Aber die Dunkelheit hält alles an sich: 
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie's errafft, 
Menschen und Mächte - 

Und es kann sein: eine große Kraft 
rührt sich in meiner Nachbarschaft. 


Ich glaube an Nächte.


Rainer Maria Rilke





 "Vergessen Sie nie, 
das Leben ist eine Herrlichkeit!" 


RAINER MARIA RILKE. 1875 bis 1926
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