Rainer Maria Rilke
Sieben Entwürfe aus dem Wallis
oder das kleine Weinjahr
Gedichte
Geschrieben für den Freund und Gast-Freund,
als (1923)
1
LE souvenir de la neige
d'un jour à l'autre s'efface;
la terre blonde et beige
réapparaît à sa place.
Une bêche alerte
déjà (écoute!) opère;
on se rappelle que verte
est la couleur qu'on préfère.
Sur les coteaux on aligne
tantôt un tendre treillage;
donnez la main à la vigne
qui vous connaît et s'engage.
2
Dumpfe Erde: Wie hieß es, ihr jeden
Stein entringen als wie aus Fäusten;
aber die raschesten kamen, die neusten
Wasser kamen sie überreden.
Redeten zu aus der drängendsten Nähe,
nannten sie ausgeruht, nannten sie gut,
kühlten das Zornige, lösten das Zähe,
machten sie willig und wohlgemut.
Und nun sieh, wie die Wege umschwingen,
was da gelang: Wie das Band einen Hut.
Leise gedeiht das gelockte Gelingen,
von zustimmenden Himmeln umruht.
3
Wie er spart, der Wein. Kaum glüht die Blüte.
Nur ein Zukunftsduft wird leise frei.
So, als ob das Erdreich, das bemühte,
abergläubisch im Versprechen sei.
Wie der Künstler nicht, was ihm gelänge,
seinem Werk voraus versprechen mag, -
halten sich die überglückten Hänge
schräg und träge in den reinen Tag.
4
So wie Jakob mit dem Engel rang
ringt der Weinstock mit dem Sonnen-Riesen,
diesen großen Sommertag und diesen
Tag im Herbst, bis an den Untergang.
Der gelockte schöne Weinstock ringt.
Aber abends, langsam losgelassen,
fühlt er, wie aus dem Herüberfassen
jener Arme ihn die Kraft durchdringt,
wider die er, wie ein Knabe, drängte;
ganz gemischt mit seinem Widerstand,
wird sie nun in ihm das Unumschränkte ...
Und der Sieg bleibt rein und unerkannt.
5
..................
Lächeln...., Beinah Gesicht
dieser gelockten Gelände.
Leiber aus Trauben, grüne
Hände, die blättern im Licht.
Als wär ein göttliches Bild
vergraben unter den Reben,
um sich zu geben durch Masken,
verteilt und gewillt ......
6
Weinbergstraßen, wie Manuale:
Sonnenanschlag den ganzen Tag.
Dann von der gebenden Rebe zur Schale
überklingender Übertrag.
Schließlich Gehör in empfangenden Munden
für den vollendeten Traubenton.
Wovon ward die tragende Landschaft entbunden?
Fühl ich die Tochter? Erkenn ich den Sohn?
7
Comme aux Saintes-Maries, là-bas,
dans l'indescriptible tourmente,
celui qui d'un coup se vante
d'etre guéri, s'en va,
jetant sa béquille ardente:
ainsi la vigne, absente
a jeté ses échalas.
Tant de béquilles qui gisent
grises sur la terre grise;
le rniracle est donc accompli?
Où est-elle, la vigne? Elle marche,
elle danse sans doute devant l'arche ...
Heureux ceux qui l'auront suivie!
Rainer Maria Rilke
Geschrieben N0vember / Dezember 1923, das 1. und 7. (letzte Gedicht) infranzösischer Sprache, für Werner Reinhart, Rilkes "Gönner - Mäzen".....![]() |
Alma Moodie, Rainer Maria Rilke, Werner Reinhart. |
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Werner Reinhart, Alma Moodie, Rainer Maria Rilke. |
Werner Reinhart geboren *19.3.1884 Winterthur,gestorben †29.8.1951 Winterthur, war ein Schweizer Industrieller und Mäzen.
Sohn des Theodor Reinhart, Bruder von Georg, Hans und Oskar Reinhart.Ledig. Kaufmännische Ausbildung in Neuenburg, Paris, London und Indien. 1912-19 Teilhaber der Handelsfirma Gebrüder Volkart, diese waren bis 1989 viertgrößte Baumwollhändler der Welt.
Werner Reinhart war primär Förderer, Gönner, Mäzän von Musikern wie Clara Haskil, Alma Moodie, Ernest Ansermet, Hermann Scherchen, Adolf und Fritz Busch und Komponisten u.a. Othmar Schoeck, Igor Strawinsky, Paul Hindemith,Arthur Honegger, Alban Berg, Anton von Webern, aber auch von bildenden Künstlern wie Alice Bailly, René Auberjonois und Schriftstellern, so von Rainer Maria Rilke, dem er das Schloss Muzot bei Siders zur Verfügung stellte. Sein Wohnhaus Rychenberg in Winterthur vermachte er dem Musikkollegium als Musikschule. 1937-1951 Quästor der Schweiz. Schillerstiftung. 1932 erhielt er den Doktortitel, Dr. h.c. der Universität Zürich. [ Universität Zürich, ETH Zürich. ]
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Chateau Muzot. |
Quelle Wikipedia undRainer Maria Rilke, Briefwechsel mit den Brüdern Reinhart, 1919-1926, herausgegeben von Rätus Luck, 1988.Rätus Luck - Suhrkamp Verlag.
[Gebrüder Volkart]
Durch die Heirat von Lilly Volkart mit Theodor Reinhart gelangte das Geschäft 1912 in die Hände der Familie Reinhart, die die Geschicke des Handelshauses noch bis heute lenkt.
1926 konnte das Unternehmen bereits 80 Zweigstellen in Indien verzeichnen und war damit quasi Repräsentant der Schweiz in Indien.
Zwei Söhne von Theodor, Oskar und Werner, waren später auch am Unternehmen beteiligt und haben sich des Weiteren, wie bereits ihr Vater, auch als Mäzen einen Namen gemacht.
1985 übernahm Andreas Reinhart das Unternehmen in der fünften Generation und wurde durch Auskauf der übrigen Familienmitglieder der alleinige Besitzer des Unternehmens.
In der Folge begann er eine rege Investitions- und Beteiligungspolitik, die aber grösstenteils fehlschlug und so auch das Unternehmen schwächte. Des Weiteren verstärkte er das Engagement im kulturellen Bereich, wo das Unternehmen heute einige Stiftungen unterhält, massgeblich an der Gründung des Fotomuseum Winterthur beteiligt war und auch im Kunstbereich engagiert ist.
1989 verkaufte das Unternehmen seinen Kaffeehandel an die Erb-Gruppe, das Kaffeegeschäft firmiert seither unter dem Namen Volcafe, der an den Ursprung erinnert.
Bis zum Ausstieg aus dem Baumwollhandel 1999 war das Handelshaus Volkart weltweit der viertgrösste Baumwollhändler.
Ebenfalls bis 1999 hatte das Handelshaus eine Mehrheitsbeteiligung am 1951 mitgegründeten Suhrkamp-Verlag. Die Website des Volkart-Unternehmens verweist heute nur noch auf die diversen Stiftungen, eine eigene Geschäftstätigkeit – abgesehen von diversen Beteiligungen – besitzt das ehemalige grosse Handelsunternehmen nicht mehr.
Rainer Maria Rilke . 1875-1926Mehr von Rilke immer unter : Mit Rilke durch das Jahr. Kanton Wallis Schweiz [W]
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Weingegend im Wallis, Kantonhaupstadt Sitten mit Weinbergen |
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