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Channel: RAINER MARIA RILKE . 1875-1926
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Valagin

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Rainer Maria Rilke



W. Tropinin, Klöpplerin. 1823


Valangin

Die vier Kissen der vier Klöpplerinnen 
waren kreuzweis dicht herangeschoben 
an die kleine Stufe mit den Globen; 
hinter den vier Wasserkugeln, innen, 
stand das Licht.

Licht, für immer nun dahingeschienen ... 
Sah es manchmal einer von den Knaben, 
wie es sie verklärte? - Mag es ihnen 
jenes Händewerk entwirklicht haben 
und das zugeneigte Angesicht.

Wer da eintrat, meinte er nicht, unter 
lauter nicht mehr Wirklichen zu sein? 
Draußen war sogar das Dunkel bunter, - 
hier war nichts als Schein und Widerschein 
von dem reinen Unterwasser-Licht.

Ach, wie ging er in die Spitzen über, 
dieser Schimmer, der sich einbezog. 
Wenn sich eins der Mädchen vorwärtsbog, 
war er manchmal so bewegt, als hüb er 
selbst ein namenloses Angesicht.

Wie der Wasserball sein Licht empfing 
und es unbeschreiblich so verteilte,
daß man nicht mehr wußte, ob es weilte 
oder abschiednehmender verging -, 
dieses beinah innerliche Licht.

Fast wie Licht in einem lichten Leben,
fast wie schon vom Glück verbrauchtes Licht, 
so verschenkt, so sinnlos hingegeben 
und so nah schon wieder am Verzicht: 
Licht für Spitzen. Klöppellicht.





*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926


Aus: Gedichte, Nachlaß, Widmungen, Valagin


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Rilkes Einhorn ....

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Rainer Maria Rilke




Das Einhorn

Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet
fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte:
denn lautlos nahte sich das Niegeglaubte,
das weiße Tier, das wie eine geraubte
hülflose Hindin mit den Augen fleht.

Der Beine elfenbeinernes Gestell
bewegte sich in leichten Gleichgewichten,
ein weißer Glanz glitt selig durch das Fell,
und auf der Tierstirn, auf der stillen, lichten,
stand, wie ein Turm im Mond, das Horn so hell,
und jeder Schritt geschah, es aufzurichten.

Das Maul mit seinem rosagrauen Flaum
war leicht gerafft, so dass ein wenig Weiß
(weißer als alles) von den Zähnen glänzte;
die Nüstern nahmen auf und lechzten leis.
Doch seine Blicke, die kein Ding begrenzte,
warfen sich Bilder in den Raum
und schlossen einen blauen Sagenkreis.

Rainer Maria Rilke, 

im  Winter 1905/06, Meudon  bei Rodin.

Eines der Rilke Gedichte bei denen das Einhorn vorkommt.


Im Musée de Cluny gibt es die Tapisserie de la Dameà la Licorne.
Hier die Links zum Museum:


Und hier ein Artikel bei -
Feire Fiz : lapsit exillis - die "esoterischen" Seiten : Quellen zum Weltbild des Mittelalters:

Les Tapisseries de la Dame à la Licorne
16.Jhd., Paris, Musée de Cluny. [man sollte hier die ausgiebigen Link Funktionen ausprobieren, eine interessante Seite]

Wollte Rilke mit diesem Gedicht etwas zu der Symbolik von Einhörnern sagen?
Gar das Einhorn in Rilkes Werk eine Symbolfigur? oder
Rilkes Einhorn nichts Symbolisches ?

Nach meiner Forschung, und in meinem Blogpost unter

Rainer Maria Rilke – Widmungen ….


La Dame a la Licorne 
(Teppiche im Hotel de Cluny) 

für Stina Frisell 

Frau und Erlauchte: sicher kränken wir 
oft Frauen-Schicksal das wir nicht begreifen. 
Wir sind für euch die Immer-Noch-Nicht-Reifen 
für euer Leben, das, wenn wir es streifen 
ein Einhorn wird, ein scheues, weißes Tier, 

das flüchtet... und sein Bangen ist groß, 
daß ihr es selber / wie schlank es entschwindet/ 
nach vielem Traurigsein erst wiederfindet, 
noch immer schreckhaft, warm und atemlos. 

Dann bleibt ihr bei ihm, fern von uns, - und mild 
gehn durch des Tagwerks Tasten eure Hände; 
demütig dienen euch die Gegenstände, 
ihr aber wollt nur diesen Wunsch gestillt: 
daß einst das Einhorn sein beruhigtes Bild 
in eurer Seele schwerem Spiegel fände.

Und hierVeröffentlicht am 26. November 2011 von George de Courtenay
Bei Wordpress  und nach anderen Aussagen und Quellen ist dahinter nicht dem Einhorn zugewiesene Symbolik zu finden.

Ein Fabeltier, Pferde oder Ziegenähnlich, 
in der chinesischen Mythologie eher einem Ochsen gleichend 
steh das Einhorn allgemein als Symbol für das Gute.

Es findet sich in der christlichen, der indischen und der persischen Mythologie ebenso.

Jungfrau und Einhorn als Symbol für Unschuld und das Gute, so dargestellt auf dem Teppich in Rilkes Gedicht ist  einfach eine Beschreibung.

Auch nach Aussagen im Rilke Forum, 
dort stehen zwei interessante Interpretationsansätze:

Im Rilke Forum heißt es hierzu ich Zitiere:

"Stoffliche Vorlage: im Pariser Musee de Cluny ausgestellte Tapisserien 
La Dame a la Licorne (dort ist das Einhorn mit dem Spiegel eine Allegorie des Gesichtsinns). 
Das Motiv bei Rilke auch in La Dame a la Licorne, Mariae Verkündigung, - Malte.
Nach Rilkes Erläuterungen dieses Sonetts für die Gräfin Sizzo 
ist im Einhorn nichts Allegorisches oder Symbolisches zu suchen,
 "nur alle Liebe zum Nicht-Erwiesenen, Nicht-Greifbaren, aller Glaube an den Wert und die Wirklichkeit dessen, was unser Gemüt durch die Jahrhunderte sich erschaffen und erhoben hat, mag darin gerühmt sein."

Und hier:
Zum Rilkeschen 'Einhorn' (Neue Gedichte, La Dame à la Licorne, Mariae Verkündigung, Malte (auch 2x)) [ausserdem] gibt es natürlich schon eine Menge Literatur. 
Auch zum Einhorn-Motiv selbst. 

Rilke hat selbst im Brief an die Gräfin Sizzo 1.Juni 1923 
in Zusammenhang mit den 'Sonetten an Orpheus' (etwas) erklärt: 

"Alles was 'Anspielung' wäre, widerspricht für meine Überzeugung, dem unbeschreiblichen Da-Sein des Gedichts. 

So ist auch im Einhorn keine Christus-Parallele mitgemeint: sondern nur alle Liebe zum Nicht-Erwiesenen, Nicht-Greifbaren, aller Glaube an den Wert und die Wirklichkeit dessen, was unser Gemüt durch die Jahrhunderte aus sich erschaffen und erhoben hat, mag darin gerühmt sein. [...] 

Das Einhorn hat alte, im Mittelalter immerfort gefeierte Bedeutungen der Jungfräulichkeit: daher ist behauptet, es, das Nicht-Seiende für den Profanen, sei, sobald es erschiene, in dem Silberspiegel, den ihm die Jungfrau vorhält ( siehe: Tapisserien des XV.Jahrhunderts ) 
und 'in ihr', las in einem zweiten ebenos reinen, ebenos heimlichen Spiegel!" 

Fast überflüssig zu erwähnen, dass damit die Teppiche im Musée Cluny gemeint sind. 
Da findet sich auch das Bild, das Rilke erwähnt.: Das Einhorn als das Tier, das es nicht gibt und nur in Kunst und Dichtung vorhanden ist. 

Wie genannt wird auch im Malte [Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge  ]davon gesprochen, hier:
  
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge        Kapitel 38


Es giebt Teppiche hier, Abelone, Wandteppiche. 
Ich bilde mir ein, du bist da, sechs Teppiche sinds, komm, laß uns langsam vorübergehen. Aber erst tritt zurück und sieh alle zugleich. Wie ruhig sie sind, nicht? Es ist wenig Abwechslung darin. Da ist immer diese ovale blaue Insel, schwebend im zurückhaltend roten Grund, der blumig ist und von kleinen, mit sich beschäftigten Tieren bewohnt. Nur dort, im letzten Teppich, steigt die Insel ein wenig auf, als ob sie leichter geworden sei. Sie trägt immer eine Gestalt, eine Frau in verschiedener Tracht, aber immer dieselbe. Zuweilen ist eine kleinere Figur neben ihr, eine Dienerin, und immer sind die wappentragenden Tiere da, groß, mit auf der Insel, mit in der Handlung. Links ein Löwe, und rechts, hell, das Einhorn; sie halten die gleichen Banner, die hoch über ihnen zeigen: drei silberne Monde, steigend, in blauer Binde auf rotem Feld. - Hast du gesehen, willst du beim ersten beginnen?
Sie füttert den Falken. Wie herrlich ihr Anzug ist. Der Vogel ist auf der gekleideten Hand und rührt sich. Sie sieht ihm zu und langt dabei in die Schale, die ihr die Dienerin bringt, um ihm etwas zu reichen. Rechts unten auf der Schleppe hält sich ein kleiner, seidenhaariger Hund, der aufsieht und hofft, man werde sich seiner erinnern. Und, hast du bemerkt, ein niederes Rosengitter schließt hinten die Insel ab. Die Wappentiere steigen heraldisch hochmütig. Das Wappen ist ihnen noch einmal als Mantel umgegeben. Eine schöne Agraffe hält es zusammen. Es weht.
Geht man nicht unwillkürlich leiser zu dem nächsten Teppich hin, sobald man gewahrt, wie versunken sie ist: sie bindet einen Kranz, eine kleine, runde Krone aus Blumen. Nachdenklich wählt sie die Farbe der nächsten Nelke in dem flachen Becken, das ihr die Dienerin hält, während sie die vorige anreiht. Hinten auf einer Bank steht unbenutzt ein Korb voller Rosen, den ein Affe entdeckt hat. Diesmal sollten es Nelken sein. Der Löwe nimmt nicht mehr teil; aber rechts das Einhorn begreift.
Mußte nicht Musik kommen in diese Stille, war sie nicht schon verhalten da? Schwer und still geschmückt, ist sie (wie langsam, nicht?) an die tragbare Orgel getreten und spielt, stehend, durch das Pfeifenwerk abgetrennt von der Dienerin, die jenseits die Bälge bewegt. So schön war sie noch nie. Wunderlich ist das Haar in zwei Flechten nach vorn genommen und über dem Kopfputz oben zusammengefaßt, so daß es mit seinen Enden aus dem Bund aufsteigt wie ein kurzer Helmbusch. Verstimmt erträgt der Löwe die Töne, ungern, Geheul verbeißend. Das Einhorn aber ist schön, wie in Wellen bewegt.
Die Insel wird breit. Ein Zelt ist errichtet. Aus blauem Damast und goldgeflammt. Die Tiere raffen es auf, und schlicht beinah in ihrem fürstlichen Kleid tritt sie vor. Denn was sind ihre Perlen gegen sie selbst. Die Dienerin hat eine kleine Truhe geöffnet, und sie hebt nun eine Kette heraus, ein schweres, herrliches Kleinod, das immer verschlossen war. Der kleine Hund sitzt bei ihr, erhöht, auf bereitetem Platz und sieht es an. Und hast du den Spruch entdeckt auf dem Zeltrand oben? da steht: >A mon seul désir.<
Was ist geschehen, warum springt das kleine Kaninchen da unten, warum sieht man gleich, daß es springt? Alles ist so befangen. Der Löwe hat nichts zu tun. Sie selbst hält das Banner. Oder hält sie sich dran? Sie hat mit der anderen Hand nach dem Horn des Einhorns gefaßt. Ist das Trauer, kann Trauer so aufrecht sein, und ein Trauerkleid so verschwiegen wie dieser grünschwarze Samt mit den welken Stellen?
Aber es kommt noch ein Fest, niemand ist geladen dazu. Erwartung spielt dabei keine Rolle. Es ist alles da. Alles für immer. Der Löwe sieht sich fast drohend um: es darf niemand kommen. Wir haben sie noch nie müde gesehen; ist sie müde? oder hat sie sich nur niedergelassen, weil sie etwas Schweres hält? Man könnte meinen, eine Monstranz. Aber sie neigt den andern Arm gegen das Einhorn hin, und das Tier bäumt sich geschmeichelt auf und steigt und stützt sich auf ihren Schooß. Es ist ein Spiegel, was sie hält. Siehst du: sie zeigt dem Einhorn sein Bild -.

Abelone, ich bilde mir ein, du bist da. Begreifst du, Abelone? 
Ich denke, du mußt begreifen.

Nun in der Kunst findet man etliche Darstellungen des Einhorns, gleich welcher Bedeutung man jetzt dem Einhorn auf den Bildern zufügt, so zum Beispiel bei dem
Meister des Erfurter Einhornaltars - Mitteltafel des Altars mit Maria und dem Einhorn, die Reinhgeit, das Gute,

Erfurter Einhornaltar - Maria und das Einhorn.
Die Mitteltafel.
oder die Dame mit dem Einhorn von Leonardo da Vinci,


"The Maiden und das Einhorn" Domenichino (Domenico Zampieri) - Zeichnung,


Marten de Vos, nach links schreitendes Einhorn,


Einhorn in Gefangenschaft:  La Chasse à la licorne, Ateliers de Bruxelles1 ou de Liège2,
vers 1500, Musée des Cloisters.



Wildweibchen mit Einhorn ( Künstler - unbekannt, Strassburg?) 1500-1510
Historisches Museum, Geschichtsmuseum Basel.



und viele weitere Beispiele der Verwendung des Einhorns in der Kunst oder Literatur 

wie bei Rilke und der oben genannten Seite Quellen zum Weltbild des Mittelalters.

O dieses ist das Tier, das es nicht gibt.
Sie wußtens nicht und haben jeden Falls
– sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals
bis in des stillen Blickes Licht – geliebt.“

Rainer Maria Rilke: 
Die Sonette an Orpheus. Zweiter Teil, Vers IV.

Eben solche Untersuchungen könnte man auch beim Panther (!) anstellen.
Der Panther (lat. panthera) findet in zahlreichen mittelalterlichen Bestiarien Erwähnung und wird als ein Fabelwesen, das sich aus Körperteilen mehrerer Tiergattungen zusammensetzt, dargestellt. Der Name des Panthers leitet sich aus der griechischen Sprache ab (pan: alles) und bezeugt seine Freundschaft zu allen Tieren, die sich auf Grund seines anziehenden, süßen Wohlgeruchs um ihn versammeln. Ein wesentliches Merkmal des Panthers ist seine religiöse Darstellung als Symbolfigur Christi.  ....


Na ja, ich geb's ja zu, ein klein wenig zuviel Mythologie.




Danke an meine Leser des Rilke Blogs.




*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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Das Lied von den LIlien

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Rainer Maria Rilke



Die Jungfrau der Lilien.

Carlos Schwabe.
1866 bis 1923, 
Schweiz, Die Jungfrau der Lilien.



Das Lied von den Lilien 


Stina Frisell zu eigen. 

Jetzt weiß ich es, jetzt sah ich es von nah 
wie Lilien leben und daß sie nicht spinnen; 
so oft man eintritt stehn sie dicht in Sinnen, 
vielleicht in Träumen stehn sie da. 

Der Dichter aber spinnt für sie. 

Und doch ist Kraft in ihnen, und die Luft 
um sie ist warm von ihrer Kraft; sie hängen 
wie Glocken einer weißen Leidenschaft, 
die niemals läuten, in dem Turm aus Duft. 

Der Dichter aber klingt für sie. 

Sind nicht ganz so die jungen Mädchen, welche 
nichts nehmen können aus des Lebens Hand, 
weil ihrer Herzen große weiße Kelche 
von ihnen selber voll sind bis zum Rand -? 

Der Dichter aber lebt für sie. 

Schweden, Herbst 1904 



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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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Du bist so groß

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Rainer Maria Rilke



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Du bist so groß, dass ich schon nicht mehr bin, 
wenn ich mich nur in deine Nähe stelle. 
Du bist so dunkel; meine kleine Helle 
an deinem Saum hat keinen Sinn. 
Dein Wille geht wie eine Welle 
und jeder Tag ertrinkt darin. 

Nur meine Sehnsucht ragt dir bis ans Kinn 
und steht vor dir wie aller Engel größter: 
ein fremder, bleicher und noch unerlöster, 
und hält dir seine Flügel hin. 

Er will nicht mehr den uferlosen Flug, 
an dem die Monde blass vorüberschwammen, 
und von den Welten weiß er längst genug. 
Mit seinen Flügeln will er wie mit Flammen 
vor deinem schattigen Gesichte stehn 
und will bei ihrem weißen Scheine sehn, 
ob deine grauen Brauen ihn verdammen. 


Rainer Maria Rilke



*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926
26.9.1899, Berlin-Schmargendorf



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WORPSWEDE

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Rainer Maria Rilke




Paula Moderson Becker, Worpsweder Landschaft ca. 1918



Die Stürme des Frühlings gehen über das Land. 
Abermanchmal halten sie ein und es entsteht eine Stille. 
Es kommen Tage, da der ganze Himmel Regen ist, lauer
hellgrauer Regen, - und die ganze Erde ein Empfan-
gen und Halten dieses Regens, der sanft fällt, ohne sich
wehe zu tun.
Und die Stunden gehen, und es gleicht keine der
anderen. Und viele nahen, entfalten sich und schließen
sich wieder, ohne daß jemand es sieht. Und man denkt
manchmal, daß das die besten und seltsamsten sind,
die am meisten Größe haben.
Es ist so vieles nicht gemalt worden, vielleicht Alles.
Und die Landschaft liegt unverbraucht da wie am ersten
Tag. Liegt da, als wartete sie auf einen, der größer ist,
mächtiger, einsamer. Auf einen, dessen Zeit noch nicht
gekommen ist.

Westerwede, im Frühling 1902.



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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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BILDERBUCH

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Rainer Maria Rilke


Bilderbuch.
Bilder seines Lebens.


Der Kleinseitner Brückenturm, in Rilkes Geburtsstadt Prag.

Die Großeltern von René Rilke, Carl Entz und Caroline Entz geborene Kinzelberger.
 CARL ENTZ und CAROLINE ENTZ, geborene KINZELBERGER.
Carl Entz, 1820 bis 1895 war Direktsionsrat der Böhmischen Sparkasse in Prag.
Caroline Entz, 1828 bis 1927.

Phia,(Sophia) Rilke, Mutter von René und Ehefrau des Josef Rilke, Renés Vater.
Renés Vater Josef Rilke wurde im Jahre 1838 in Schwabitz, Böhmen, K.u.K Österreich, geboren. 

Im Jahre 1873 heirateten Sophie Entz und Josef Rilke, René Rilkes Eltern.

Im Jahre 1851 wurde Marie Fürstin von Thurn und Taxis-Hohenlohe geboren, mit der
Rainer Maria Rilke, Geburtsname René, in Freundschaft sehr verbunden war.


Reinschrift Rilkes aus der 9. Duineser Elegie für die Fürstin Marie von Thurn und Taxis.
Fürstin Marie von Thurn und Taxis

Marie von Thurn und Taxis war als eine Prinzessin zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst 1855 in Venedig geboren; auf ihrem Schloß Lautschin in Böhmen ist sie 1934 gestorben. 


Hohenlohe-Waldenburh-Schillingsfürst


Jens Peter Jacobsen, Dänischer Schriftsteller, den Rilke sehr verehrte 

wurde im Jahre 1847 geboren.

. Jens Peter Jacobsen


Deutsche Biographie: Genealogie Rilkes
* Genealogie-Geni.com: Der Stammbaum Rilkes im Bild



*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926
*wird gerade von mir neu bearbeitet.


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DU DUNKELHEIT, AUS DER ICH STAMME 

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Rainer Maria Rilke





William Turner, Hannibal überschreitet die Alpen.



Du Dunkelheit, aus der ich stamme, 
ich liebe dich mehr als die Flamme, 
welche die Welt begrenzt, 
indem sie glänzt 
für irgend einen Kreis, 
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. 

Aber die Dunkelheit hält alles an sich: 
Gestalten und Flammen, Tiere und mich, 
wie sie’s errafft, 
Menschen und Mächte - 

Und es kann sein: eine große Kraft 
rührt sich in meiner Nachbarschaft. 

Ich glaube an Nächte. 



*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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STARKER STERN

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Rainer Maria Rilke





Die Nacht.

KARL FRIEDRICH SCHINKEL
1781 bis 1841
Die Nacht, in ein weites Tuch gehüllt, über dem Golf von Neapel schwebend.




Starker Stern, der nicht den Beistand braucht, 
den die Nacht den andern mag gewähren, 
die erst dunkeln muß, daß sie sich klären. 
Stern, der schon vollendet, untertaucht, 

wenn Gestirne ihren Gang beginnen 
durch die langsam aufgetane Nacht. 
Großer Stern der Liebes-Priesterinnen, 
der, von eigenem Gefühl entfacht, 

bis zuletzt verklärt und nie verkohlend, 
niedersinkt, wohin die Sonne sank: 
tausendfachen Aufgang überholend 
mit dem reinen Untergang. 




*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926


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DIE STERNENNACHT

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Vincent van Gogh, Sternennacht. 1889

Die Sternennacht


Es schließt der Tag die goldnen Lider, 
und aus den klaren Fernen sacht 
gießt mählich ihren Mohnsaft nieder 
die mitleidvolle Sternennacht. 

In Flur und Hain ist jedes Leben 
und jeder Ton verhallt, - vergellt - 
nur trostvertraute Träume schweben 
auf Silberflügeln durch die Welt... 


Prag, 1893 






*
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VERGISS

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KUNST & GEDICHTE


Vincent van Gogh, Strasse, Zypresse und Sterne
VINCENT WILLEM VAN GOGH
1853 bis 1890


Vergiß, vergiß, und laß uns jetzt nur dies 
erleben, wie die Sterne durch geklärten 
Nachthimmel dringen; wie der Mond die Gärten 
voll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wies 
spiegelnder wird im Dunkel; wie ein Schein 
entsteht, ein weißer Schatten in dem Glanz 
der Dunkelheit. Nun aber laß uns ganz
hinübertreten in die Welt hinein

die monden ist.


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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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GEDICHTE

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Rainer Maria Rilke




GEDICHTE & KUNST




Franz von Stuck, Fallen.




FRANZ VON STUCK
war ein deutscher Maler und Bildhauer.
1823 bis 1928




Ach aus eines Engels Fühlung falle

Ach aus eines Engels Fühlung falle
Schein in dieses Meer auf einem Mond,
drin meine Herz, stillringende Koralle,
sein jüngsten Zweigungen bewohnt.

Not, mir von unkenntlichem Verüber
zugefügte, bleibt mir ungewiss,
Strömung zögert, Strömung drängt hinüber,
Tiefe wirkt und Hindernis.

Aus dem starren fühllosen Alten drehn
sich Geschöpfe, plötzlich auserlesen,
und das ewig Stumme aller Wesen
überstürzt ein dröhnendes Geschehn.



Februar 1914, Paris

Rainer Maria Rilke . 1875-1926

Franz von Stuck .



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Dämmerstunde

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Rainer Maria Rilke






Ich möchte einmal wieder lehnen 
bei dir, im purpurnen Salon. 
In deines Saitenspieles Sehnen
versiegt der letzte Liederton.

Ein rotes Dämmern löst die Wände. 
Aus deines Kleides Seidensaum 
blühn deine weißen Mädchenhände
wie Lilien im Mainachttraum.

Und deine Augen sind wie Sterne, 
die überm Waldsee blinken blank, 
drin eine blaue, märchenferne, 
selige Wunderzeit versank.

 

Ich möchte Purpurstreifen spannen 
und möchte füllen bis zum Rand 
mit Balsamöl aus Onyxkannen 
die Blumenlampen, die entbrannt 
im Mittag flammen, und verbrennen 
bis wir uns mit dem Namen nennen, 
der Sterne ruft und Tage bricht; 
die Täler taun, die Winde fallen 
den Dingen in den Schooß und allen 
ist bang nach deinem Angesicht.




*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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RILKE IN PARIS ....

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Rainer Maria Rilke



Rainer Maria Rilke
Pariser Wohnungen,
2. Aufenthalt in Paris.

From Paris, 1886, Zdenka Braunerová. Czech (1858 - 1934)

Hôtel du Quai Voltaire.
11. - 12. September: Rainer Matia Rilke trifft in Paris ein, wo er zunächst im 
Hôtel du Quai Voltaire absteigt und vom 11. bis 15. September 1905
im Hôtel du Quai Voltaire logiert.



Unten stehender Link : Hotel Quai Voltaire.
Das Hotel beschreibt sich heute so ....
Hier findet man eine Bildergalerie
und eine Hotel Beschreibung findet man hier....

Stadplan Paris und das Hotel du Quai Voltaire bei Google Maps
Der Quai Voltaire in der Wikipedia
Frauen auf dem Champs Élysées Paris, Juni 1906
Bei Rodin.


Rilke und Rodin in Paris.

Ab September 1905 bis 1907 in mehreren Etappen währte Rainer Maria Rilkes 
zweiter Pariser Aufenthalt. 

Bei Aguste Rodin wohnte er vom September 1905 bis Mai 1906.



Clara Rilke Westhoff
Seine ersten Eindrücke schildert Rainer Maria Rilke seiner Frau Clara so:
"Paris ist seiner so sicher wie je, ganz, ganz dasselbe, ebenso riesig und voll
Notwendigkeit im Kleinen 
wie im Großen. Unglaublich wirklich. - Ich habe viel wie- 
dergesehen ... ach, vor dieser Stadt sind drei Jahre wie ein 
Tag." 

Auch schreibt oder beschriebt er seiner Frau die überaus herzliche Aufnahme 

durch Rodin in Meudon. Besonders beglückt ihn: 

"Er hat mir über mein Buch, das ihm kürzlich erst sorg- 

fältig übersetzt worden ist, das Größte gesagt, was man 
sagen kann: hat es neben seine Dinge gestellt .... "
Weiter schreibt er dann:  "Ich habe eine kleines Häuschen ganz für mich: drei 
Räume: Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Garderobe, mit entzückenden Dingen, 
voll Würde und dem Hauptfenster mit allen Herrlichkeiten des Sevres Tales, 
der Brücke, den Weiten mit ihren Dörfern und Dingen. 
Denk nur, wie gut ich es habe ....

. Meudon

Hier sind im besonderen auch die anderen Persönlichkeiten die in Meudon lebten erwähnenswert.

. Meudon bei Google Maps


. Musée Rodin


Einblick ins Musée Rodin
Germ de Jong,Strassenszene in Paris.
Jan Korthals, Geschäftige Einkaufsstrasse, Strassenszene in Paris

Zwischenzeitlich lernt Rilke verschieden Plätze mit Rodin und auch ohne seine Begleitung in Paris kennen und schätzen, auch für seine eigenen Arbeiten kann er sich Zeit nehmen und widmet sich diesen sehr Konstruktiv.

Es gibt immer wieder Aufenthalte Meudon Paris - Paris Meudon, wobei Rilke verschiedenen Personen begegnet und diese kennen lernt. 

Einige Pariser Szenen im Bild:


Strassenszene in Paris
Pierre Bonnard Rue Tholoze.
Luigi Loir, Paris Sous la Neige.
Germ de Jong, Strassenszene in Paris. 1928
Pantheon Paris

Paris

Paris  La Tour Eiffel
Nach diesen Bildern aus  dem 19. Jahrhunder über Paris zurück nach Meudon.
Die  Meudoner Zeit bei Rodin dauert nun schone etwas länger.



Auguste Rodin
AUGUSTE RODIN
1840 bis 1917

. Auguste Rodin

In dieser Zeit unternimmt Rainer Maria Rilke Reisen nach Dresden, Prag, Leipzig, Lollar, wobei es sich bei diesen Reisen meistens um Vortragsreisen handelt bei denen er dem Publikum die Arbeiten Rodins näher bringen möchte und auch an seinem eigenen Werk arbeitet.  Am 29. Oktober 1905 telegrafiert er dann Rodin daß er am 2. November wieder in Paris sein wollte. Danach folgt ein längerer Aufenthalt in Meudon . Weitere Treffen in Paris folgen,. Im Dezember des Jahres 1905 reist Rilke dann  über Brüssel zurück nach Worpswede wo er bei seiner Frau Clara am 20. Dezember des Jahres 1905 
eintrifft mit ihr Weihnachten in Worpswede verbringt und am 5. Januar 1906 aus Worpswede zurück nach Meudon reist. Es sind immer noch Rilkes Weihnachtsferien.

Währen seiner Weihnachtsferien macht Rainer Maria Rilke sich Gedanken über die Entwicklung der Malerei von Paula Moderson Becker, dies schreibt er auch an
Karl von der Heydt :

Karl von der Heydt.
KARL VON DER HEYDT
1858 bis 1922

"Das merkwürdigste war, Modersohns Frau (Paula Moderson Becker) an einer ganz
eigenen 
Entwicklung ihrer Malerei zu finden, rücksichtslos und geradeaus malend,
Dinge, die sehr worpswedisch sind und die 
doch noch nie einer sehen und malen konnte.
Und auf diesem ganz eigenen Wege sich mit Van Gogh und seiner Richtung 

seltsam berührend .... " 



Auf einen etwas längere Aufenthalt in Meudon folgt eine kurze Reise nach Chartres und zurück nach Meudon. Viele andere reisen folgen doch um das wichtige Geschehen zusammenzufassen bleibt festzustellen:

Auguste Rodin, der auch der Lehrer von Clara Westhoff (Rilkes Ehefrau)war, 
ist mit die prägende Person in diesem Lebensabschnitt Rilkes. 

Auguste Rodin ist 35 Jahre älter als Rilke, ein etablierter und vielbeschäftiger Künstler. 
Er nimmt sich Zeit für den jungen deutschen Dichter, der noch Probleme mit dem Französischen hat. 
Der Bildhauer vermittelt ihm auch sein Kunstverständnis und vor allem seine Arbeitsmoral: "Il faut travailler, rien que travailler, et il faut avoir patience." 

Die Verschiedenheit der Temperamente belastet jedoch die Beziehung, und so kommt es 1906 zu einem Bruch. Man versöhnt sich im folgenden Jahr, und Rilke wird noch einmal Rodins Sekretär, aber 1907 folgt das endgültige Zerwürfnis. 

Zu Zeiten ihrer Freundschaft weist Rodin ihn in die Kunststadt Paris ein. 
Mit ihrem unerschöpfliches Reservoir an schönen Eindrücken in Museen, Parks und Boulevards versorgt diese den Dichter mit Motiven für seine "Dinggedichte", wie


Das Karussell

Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber -

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel. . .



Rainer Maria Rilke,
Juni 1906, Paris.

oder 


Archaischer Torso Apollos

Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, 

sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug 
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug. 

Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle; 

und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.



Rainer Maria Rilke, 
Frühsommer 1908, Paris.


Rainer Maria Rilke veröffentlicht diese Eindrücke in den Bänden :



"Neue Gedichte" und 


"Der neuen Gedichte anderer Teil". 


Vincent van Gogh, Blick über die Dächer von Paris.
Das Paris der Jahrhundertwende ist aber auch eine moderne, anonyme Metropole, 
an deren Rohheit Rainer Maria Rilke zu zerbrechen drohte, wie zuvor in der Militärakademie in Mährisch Weißkirchen (1891)


Rainer Maria Rilke zuerst als Kadett in St. Pölten.

Dann in der Militäroberrealschule in Märisch Weißkirchen 1891.


Das Elend des mechanisierten Großstadtlebens ist ein Hauptmotiv des Romans 




"Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge".
[ W ]

Mäzene wie Harry Graf Kessler :  ....


Harry Graf Kessler, 1917
HARRY GRAF KESSLER
1868 bis 1937 

und der Verleger Anton Kippenberg : ....


Anton Kippenberg
ANTON KIPPENBERG
1874 bis 1950
. Anton Kippenberg

. Insel Verlag

.... ermöglichten Rainer Maria Rilkes schaffen in Paris und weitere Reisen. 
Reisen nach Belgien, Capri, Berlin, Rom und in die Provence folgten.
In diesem Abschnitt gehen Rainer Maria Rilkes Aufenthalte in Paris bis ins Jahr 1907.

So wohnte er ab Mai 1906 und zwar Mai bis Juli 1906 in
26 rue Casette, also nicht mehr bei Auguste Rodin und

vom 31. Mai bis 5. Juni 1907 im Hôtel du Quai Voltaire und vom
6. Juni bis 31. Oktober 1907 wieder in 29, rue Casette.

Mit Rainer Maria Rilkes Wohnung in 17, rue Campagne-Première 
vom 2. Mai-31. August 1908, beginnt ein neuer abschnitt in Rainer Maria Rilkes Pariser Leben.


Die weiteren Aufenthalte lernen wir im 3. Abschnitt -  Rilkes Paris kennen.


Rue Casette ; Rue Casette: [W] ; und 29 rue Casette, Maps Google



*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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BILDERBUCH

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Rainer Maria Rilke



Bilderbuch
Bilder seines Lebens.

René mit seinem Vater, 1884

René vor dem Eintritt in die Militärschule, um 1886

Der Zögling des ersten Jahrgangs in der Militärunterrealschule
St. Pölten.

Militäroberrealschule in Mährisch Weißkirchen.
Die verhaßte Militärschule wurde vorzeitig im April 1891 beendet.

René als Kadett in St. Pölten, Militärunterrealschule.

René, der Abiturient und junge Dichter in Prag,
René trat seit 1893 mit Gedichten an die Öffentlichkeit
und erlangte im Juli 1895 die Maturität.

René Maria Rilke
Kurzbio bis zum Jahr 1895


1875
Am 4. Dezember wird René Karl Wilhelm Johann Joseph Maria in Prag unter ärmlichen Verhältnissen geboren. Die Famile gehört trotzdem zur Oberschicht, da die damals 30.000 Deutschen die Elite unter den 350.000 Tschechen bilden und sie sind - wie ihr Wiener Kaiser - gut katholisch.

Der Vater Josef Rilke (geb. 1838 )wollte Karriere bei der k.u.k. Armee machen, 
dies wird aber durch eine Krankheit vereitelt und so nimmt er eine Arbeit bei der Eisenbahngesellschaft an. 

Die Mutter Sophie ("Phia", geb. Entz, 1851 ) kommt aus guten Verhältnissen und erwartete sich von der Hochzeit mit dem hoffnungsvollen Offizier eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse.


1882
René geht auf die Piaristen-Volksschule in Prag

1884
Weil die Karriere des Vaters ausbleibt, verläßt die Mutter den Vater, René bleibt bei ihr.


1886 - 1891
Rilke geht erst zur Militärschule St. Pölten, obwohl er da da eigentlich nicht hingehört, später auch auf die Militär-Oberrealschule Mährisch-Weißkirchen, weil der Vater offenbar an ihm seinen eigenen Mißerfolg kompensieren will. Diese Schule ist für ihn zu viel und ein dichtender Junge wird dort auch nicht ernstgenommen.

1891
Nachdem er bereits während der Schulzeit angefangen hatte erste Gedichte zu schreiben, kann er erst nach fünf Jahren die Schule abbrechen. Über diese Zeit schreibt er später den Satz "Länger ist nie einer unter Wasser geblieben". Sechs Monate braucht er um sich von der Akademie gesundheitlich zu erholen. Rilke wechselt nach dem Schulabbruch auf die Handelsakademie in Linz - da scheint es zu klappen.

1892-1895
Rilke nimmt in Prag auf eine privaten Unterricht, um das Abitur als Externer zu bestehen.





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ENGEL

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Rainer Maria Rilke




Engel

GUSTAVE MOREAU
1826 bis 1898




Ich ließ meinen Engel lange nicht los

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, - 
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt....



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Rainer Maria Rilke . 1875-1926
22.2.1898, Berlin-Wilmersdorf



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ENGEL

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Rainer Maria Rilke



Oskar Laske, 1901-1902, Jugendstil Fassade zu weißen Engel-Apothekengebäude Wien.



Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr ängstlichen Hände halten -
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

8.2.1898, Berlin







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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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GEDANKEN DER NACHT

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Rainer Maria Rilke




Félix Carpentier (École belge 19-20e) - Lever de lune sur le lac, 1895



Gedanken der Nacht

Gedanken der Nacht, aus geahnter Erfahrung gehoben,
die schon das fragende Kind mit Schweigen durchdrang,
langsam denk ich euch auf - , und oben, oben
nimmt euch der starke Beweis sanft in Empfang.

Daß ihr seid, ist bejaht; daß hier, im gedrängten Behälter,
Nacht, zu den Nächten hinzu, sich heimlich erzeugt.
Plötzlich: Mit welchem Gefühl, steht die unendliche, älter,
über die Schwester in mir, die ich berge, gebeugt.






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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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ENGELLIEDER

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Rainer Maria Rilke



Vincent van Gogh, der alte Turm im Feld. 1884



Seine Hände blieben wie blinde 
Vögel, die, um Sonne betrogen, 
wenn die andern über die Wogen 
zu den währenden Lenzen zogen, 
in der leeren, entlaubten Linde 
wehren müssen dem Winterwinde. 

Auf seinen Wangen war die Scham 
der Bräute, die über der Seele Schrecken 
dunkle Purpurdecken 
breiten dem Bräutigam. 

Und in den Augen lag 
Glanz von dem ersten Tag, - 
aber weit über allem war 
ragend das tragende Flügelpaar... 


Aus: Frühe Gedichte (Engellieder)




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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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WENDUNG

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Rainer Maria Rilke




Wendung

Der Weg von der Innigkeit zur Größe
geht durch das Opfer.
                        Kassner

Lange errang ers im Anschaun.
Sterne brachen ins Knie
unter dem ringenden Aufblick.
Oder er anschaute es knieend,
und seines Instands Duft
machte ein Göttliches müd,
dass es ihm lächelte schlafend.

Türme schaute er so,
dass sie erschraken:
wieder sie bauend, hinan, plötzlich, in Einem!
Aber wie oft, die vom Tag
überladene Landschaft
ruhete hin in sein stilles Gewahren, abends.

Tiere traten getrost
in den offenen Blick, weidende,
und gefangenen Löwen
starrten hinein wie in unbegreifliche Freiheit;
Vögel durchflogen ihn grad,
den gemütigen; Blumen
wiederschauten in ihn groß wie Kinder.

Und das Gerücht, dass ein Schauender sei,
rührte die minder,
fraglicher Sichtbaren,
rührte die Frauen.

Schauend wie lang?
Seit wie lange schon innig entbehrend,
flehend im Grunde des Blicks?

Wenn er, ein Wartender, saß in der Fremde; des Gasthofs
zerstreutes, abgewendetes Zimmer
mürrisch um sich, und im vermiedenen Spiegel
wieder das Zimmer
und später vom quälenden Bett aus
wieder:
da beriets in der Luft,
unfassbar beriet es
über sein fühlbares Herz,
über sein durch den schmerzhaft verschütteten Körper
dennoch fühlbares Herz
beriet es und richtete:
dass es der Liebe nicht habe.

(Und verwehrte ihm weitere Weihen.)

Denn des Anschauns, siehe, ist eine Grenze.
Und die geschaute Welt
will in der Liebe gedeihn.

Werk des Gesichts ist getan,
tue nun Herz-Werk
an den Bildern in dir, jenen gefangenen; denn du
überwältigtest sie: aber nun kennst du sie nicht.
Siehe, innerer Mann, dein inneres Mädchen,
dieses errungene aus
tausend Naturen, dieses
erst nur errungene, nie
noch geliebte Geschöpf.

Rainer Maria Rilke

20.6.1914, Paris
Gesammelte Werke, Band III. 1927


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Rainer Maria Rilke . 1875-1926



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LANDSCHAFT

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Rainer Maria Rilke




Edvart Munch, Mondlicht



EDVART MUNCH
1863 bis 1944



Landschaft

Wie zuletzt, in einem Augenblick 
aufgehäuft aus Hängen, Häusern, Stücken 
alter Himmel und zerbrochnen Brücken, 
und von drüben her, wie vom Geschick, 
von dem Sonnenuntergang getroffen, 
angeschuldigt, aufgerissen, offen - 
ginge dort die Ortschaft tragisch aus: 

fiele nicht auf einmal in das Wunde, 
drin zerfließend, aus der nächsten Stunde 
jener Tropfen kühlen Blaus, 
der die Nacht schon in den Abend mischt, 
so dass das von ferne Angefachte 
sachte, wie erlöst, erlischt. 

Ruhig sind die Tore und die Bogen, 
durchsichtige Wolken wogen 
über blassen Häuserreihn 
die schon Dunkel in sich eingesogen; 
aber plötzlich ist vom Mond ein Schein 
durchgeglitten, licht, als hätte ein 
Erzengel irgendwo sein Schwert gezogen. 


Rainer Maria Rilke

März und August 1907, Capri und Paris



*
Rainer Maria Rilke . 1875-1926

Edvart Munch .



Vollmonds ist am:
Sonntag  16. März 2014  18:08 Uhr 
Mitteleuropäische Zeit (MEZ)





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