hülflose Hindin mit den Augen fleht.
und jeder Schritt geschah, es aufzurichten.
die Nüstern nahmen auf und lechzten leis.
und schlossen einen blauen Sagenkreis.
Rilkes Einhorn nichts Symbolisches ?
Nach meiner Forschung, und in meinem Blogpost unter
La Dame a la Licorne
(Teppiche im Hotel de Cluny)
für Stina Frisell
Frau und Erlauchte: sicher kränken wir
oft Frauen-Schicksal das wir nicht begreifen.
Wir sind für euch die Immer-Noch-Nicht-Reifen
für euer Leben, das, wenn wir es streifen
ein Einhorn wird, ein scheues, weißes Tier,
das flüchtet... und sein Bangen ist groß,
daß ihr es selber / wie schlank es entschwindet/
nach vielem Traurigsein erst wiederfindet,
noch immer schreckhaft, warm und atemlos.
Dann bleibt ihr bei ihm, fern von uns, - und mild
gehn durch des Tagwerks Tasten eure Hände;
demütig dienen euch die Gegenstände,
ihr aber wollt nur diesen Wunsch gestillt:
daß einst das Einhorn sein beruhigtes Bild
in eurer Seele schwerem Spiegel fände.
Und hier: Veröffentlicht am 26. November 2011 von George de Courtenay Bei Wordpress und nach anderen Aussagen und Quellen ist dahinter nicht dem Einhorn zugewiesene Symbolik zu finden.
Ein Fabeltier, Pferde oder Ziegenähnlich,
in der chinesischen Mythologie eher einem Ochsen gleichend
steh das Einhorn allgemein als Symbol für das Gute.
Es findet sich in der christlichen, der indischen und der persischen Mythologie ebenso.
Jungfrau und Einhorn als Symbol für Unschuld und das Gute, so dargestellt auf dem Teppich in Rilkes Gedicht ist einfach eine Beschreibung.
Auch nach Aussagen im Rilke Forum,
dort stehen zwei interessante Interpretationsansätze:
Im Rilke Forum heißt es hierzu ich Zitiere:
"Stoffliche Vorlage: im Pariser Musee de Cluny ausgestellte Tapisserien
La Dame a la Licorne (dort ist das Einhorn mit dem Spiegel eine Allegorie des Gesichtsinns).
Das Motiv bei Rilke auch in La Dame a la Licorne, Mariae Verkündigung, - Malte.
Nach Rilkes Erläuterungen dieses Sonetts für die Gräfin Sizzo
ist im Einhorn nichts Allegorisches oder Symbolisches zu suchen,
"nur alle Liebe zum Nicht-Erwiesenen, Nicht-Greifbaren, aller Glaube an den Wert und die Wirklichkeit dessen, was unser Gemüt durch die Jahrhunderte sich erschaffen und erhoben hat, mag darin gerühmt sein."
Und hier:
Zum Rilkeschen 'Einhorn' (Neue Gedichte, La Dame à la Licorne, Mariae Verkündigung, Malte (auch 2x)) [ausserdem] gibt es natürlich schon eine Menge Literatur.
Auch zum Einhorn-Motiv selbst.
Rilke hat selbst im Brief an die Gräfin Sizzo 1.Juni 1923
in Zusammenhang mit den 'Sonetten an Orpheus' (etwas) erklärt:
"Alles was 'Anspielung' wäre, widerspricht für meine Überzeugung, dem unbeschreiblichen Da-Sein des Gedichts.
So ist auch im Einhorn keine Christus-Parallele mitgemeint: sondern nur alle Liebe zum Nicht-Erwiesenen, Nicht-Greifbaren, aller Glaube an den Wert und die Wirklichkeit dessen, was unser Gemüt durch die Jahrhunderte aus sich erschaffen und erhoben hat, mag darin gerühmt sein. [...]
Das Einhorn hat alte, im Mittelalter immerfort gefeierte Bedeutungen der Jungfräulichkeit: daher ist behauptet, es, das Nicht-Seiende für den Profanen, sei, sobald es erschiene, in dem Silberspiegel, den ihm die Jungfrau vorhält (
siehe: Tapisserien des XV.Jahrhunderts )
und 'in ihr', las in einem zweiten ebenos reinen, ebenos heimlichen Spiegel!"
Fast überflüssig zu erwähnen, dass damit die Teppiche im Musée Cluny gemeint sind.
Da findet sich auch das Bild, das Rilke erwähnt.: Das Einhorn als das Tier, das es nicht gibt und nur in Kunst und Dichtung vorhanden ist.
Wie genannt wird auch im Malte [Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge ]davon gesprochen, hier:
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge Kapitel 38
Es giebt Teppiche hier, Abelone, Wandteppiche.
Ich bilde mir ein, du bist da, sechs Teppiche sinds, komm, laß uns langsam vorübergehen. Aber erst tritt zurück und sieh alle zugleich. Wie ruhig sie sind, nicht? Es ist wenig Abwechslung darin. Da ist immer diese ovale blaue Insel, schwebend im zurückhaltend roten Grund, der blumig ist und von kleinen, mit sich beschäftigten Tieren bewohnt. Nur dort, im letzten Teppich, steigt die Insel ein wenig auf, als ob sie leichter geworden sei. Sie trägt immer eine Gestalt, eine Frau in verschiedener Tracht, aber immer dieselbe. Zuweilen ist eine kleinere Figur neben ihr, eine Dienerin, und immer sind die wappentragenden Tiere da, groß, mit auf der Insel, mit in der Handlung. Links ein Löwe, und rechts, hell, das Einhorn; sie halten die gleichen Banner, die hoch über ihnen zeigen: drei silberne Monde, steigend, in blauer Binde auf rotem Feld. - Hast du gesehen, willst du beim ersten beginnen?
Sie füttert den Falken. Wie herrlich ihr Anzug ist. Der Vogel ist auf der gekleideten Hand und rührt sich. Sie sieht ihm zu und langt dabei in die Schale, die ihr die Dienerin bringt, um ihm etwas zu reichen. Rechts unten auf der Schleppe hält sich ein kleiner, seidenhaariger Hund, der aufsieht und hofft, man werde sich seiner erinnern. Und, hast du bemerkt, ein niederes Rosengitter schließt hinten die Insel ab. Die Wappentiere steigen heraldisch hochmütig. Das Wappen ist ihnen noch einmal als Mantel umgegeben. Eine schöne Agraffe hält es zusammen. Es weht.
Geht man nicht unwillkürlich leiser zu dem nächsten Teppich hin, sobald man gewahrt, wie versunken sie ist: sie bindet einen Kranz, eine kleine, runde Krone aus Blumen. Nachdenklich wählt sie die Farbe der nächsten Nelke in dem flachen Becken, das ihr die Dienerin hält, während sie die vorige anreiht. Hinten auf einer Bank steht unbenutzt ein Korb voller Rosen, den ein Affe entdeckt hat. Diesmal sollten es Nelken sein. Der Löwe nimmt nicht mehr teil; aber rechts das Einhorn begreift.
Mußte nicht Musik kommen in diese Stille, war sie nicht schon verhalten da? Schwer und still geschmückt, ist sie (wie langsam, nicht?) an die tragbare Orgel getreten und spielt, stehend, durch das Pfeifenwerk abgetrennt von der Dienerin, die jenseits die Bälge bewegt. So schön war sie noch nie. Wunderlich ist das Haar in zwei Flechten nach vorn genommen und über dem Kopfputz oben zusammengefaßt, so daß es mit seinen Enden aus dem Bund aufsteigt wie ein kurzer Helmbusch. Verstimmt erträgt der Löwe die Töne, ungern, Geheul verbeißend. Das Einhorn aber ist schön, wie in Wellen bewegt.
Die Insel wird breit. Ein Zelt ist errichtet. Aus blauem Damast und goldgeflammt. Die Tiere raffen es auf, und schlicht beinah in ihrem fürstlichen Kleid tritt sie vor. Denn was sind ihre Perlen gegen sie selbst. Die Dienerin hat eine kleine Truhe geöffnet, und sie hebt nun eine Kette heraus, ein schweres, herrliches Kleinod, das immer verschlossen war. Der kleine Hund sitzt bei ihr, erhöht, auf bereitetem Platz und sieht es an. Und hast du den Spruch entdeckt auf dem Zeltrand oben? da steht: >A mon seul désir.<
Was ist geschehen, warum springt das kleine Kaninchen da unten, warum sieht man gleich, daß es springt? Alles ist so befangen. Der Löwe hat nichts zu tun. Sie selbst hält das Banner. Oder hält sie sich dran? Sie hat mit der anderen Hand nach dem Horn des Einhorns gefaßt. Ist das Trauer, kann Trauer so aufrecht sein, und ein Trauerkleid so verschwiegen wie dieser grünschwarze Samt mit den welken Stellen?
Aber es kommt noch ein Fest, niemand ist geladen dazu. Erwartung spielt dabei keine Rolle. Es ist alles da. Alles für immer. Der Löwe sieht sich fast drohend um: es darf niemand kommen. Wir haben sie noch nie müde gesehen; ist sie müde? oder hat sie sich nur niedergelassen, weil sie etwas Schweres hält? Man könnte meinen, eine Monstranz. Aber sie neigt den andern Arm gegen das Einhorn hin, und das Tier bäumt sich geschmeichelt auf und steigt und stützt sich auf ihren Schooß. Es ist ein Spiegel, was sie hält. Siehst du: sie zeigt dem Einhorn sein Bild -.
Abelone, ich bilde mir ein, du bist da. Begreifst du, Abelone?
Ich denke, du mußt begreifen.
Nun in der Kunst findet man etliche Darstellungen des Einhorns, gleich welcher Bedeutung man jetzt dem Einhorn auf den Bildern zufügt, so zum Beispiel bei dem